Leder ist nicht gleich Leder, das wissen wir bei Kavalkade nur zu gut. Für unsere Reitsportartikel kommt nur bestes Material in Frage. Aber was genau macht gutes Leder eigentlich aus? Wie entsteht es? Und warum ist pflanzlich gegerbtes Leder für uns die Nummer eins? In diesem Artikel nehmen wir dich mit auf eine kleine Reise: Von der rohen Tierhaut bis zum geschmeidigen Reitleder. Du erfährst wichtige Details über Leder, wie es hergestellt wird und wie du gutes von schlechtem Leder unterscheiden kannst.
Wissenswertes rund ums Leder
Bevor wir tiefer eintauchen, lohnt sich ein kurzer Überblick:
Nicht jede Haut ist gleich, denn Faktoren wie Rasse, Klima, Alter oder Lebensweise der Tiere beeinflussen die spätere Lederqualität.
Ein spannendes Beispiel:
Je weniger Fell ein Tier hat, desto robuster muss seine Haut sein, logisch, oder? So ist Ziegenleder zum Beispiel deutlich reißfester als Lammleder, einfach weil es mehr Schutz leisten muss.
Die drei häufigsten Lederarten im Reitsport
Leder gibt’s in unzähligen Varianten – aber diese drei begegnen dir bei Reitsportprodukten besonders häufig:
Glattleder
Robust, glänzend, eher hart: Glattleder wird auf der Narbenseite (also der äußeren Hautseite) verarbeitet und ist pflegeleicht und widerstandsfähig. Perfekt für Sättel und Trensen.
Rauleder
Auch bekannt als Velours- oder Nubukleder, ist diese Variante offenporig, atmungsaktiv und fühlt sich angenehm weich an. Ideal für Accessoires oder modische Details, aber weniger unempfindlich.
Nappaleder
Das ist ein besonders weiches, glattes Leder von der obersten Hautschicht. Vollnarbig und hochwertig, hier bleibt die natürliche Narbenstruktur komplett erhalten.
Chromgerbung vs. pflanzlich gegerbtes Leder
Jetzt wird’s spannend, denn bei der Gerbung entscheidet sich, ob das Leder ein echter Dauerbrenner wird oder schon bald seine besten Tage gesehen hat.

Chromgerbung
Hierbei wird Leder mithilfe von chemischen Stoffen wie Chromsalzen gegerbt. Das Ergebnis: Ein leichtes, reißfestes, weiches Leder, das gut zu verarbeiten ist. Allerdings verliert das Material an Natürlichkeit – die Atmungsaktivität leidet und langfristig kann es zu Falten und Rissen kommen.

Pflanzlich gegerbtes Leder
Wir bei Kavalkade setzen bewusst auf pflanzliche Gerbung. Das Leder bleibt dabei möglichst naturbelassen und vollnarbig – also ein echtes Qualitätsmerkmal. Die Oberfläche darf kleine Makel zeigen, denn genau das macht es so einzigartig. Zudem ist es atmungsaktiver, umweltfreundlicher und langlebiger.
Der Herstellungsprozess
1. Spalten
Die Rohhaut wird in Schichten getrennt:
- Narbenspalt: Außenseite – wertvollste Schicht, sehr reißfest
- Fleischspalt: Innenschicht – grobporig, weniger wertvoll
- Kernspalt: Nur bei dickem Leder relevant
2. Beizen und Pickeln
Mit Enzymen und Säuren wird die Haut weich gemacht und auf den idealen pH-Wert für die Gerbung eingestellt.
3. Gerbung
Jetzt wird die Haut durch pflanzliche Gerbstoffe zu echtem Leder verarbeitet. Das passiert meist in großen Fässern. Danach wird das Leder ausgepresst, auch „Abwelken“ genannt.


4. Falzen
Beim Falzen wird das gegerbte Leder auf die gewünschte Dicke gebracht. Dafür wird die Fleischseite der Haut maschinell gehobelt, bis die Stärke stimmt. So entsteht ein gleichmäßiges Leder, das sich gut weiterverarbeiten lässt.
Bei hochwertigem Leder reicht das meist aus. Günstigeres Leder wird zusätzlich geschliffen und geprägt, um Unebenheiten zu kaschieren. Dabei entstehen Falzspäne, die zu LEFA – einem Recyclingmaterial – verarbeitet werden, z. B. für Schuhsohlen oder Absätze. So wird nichts verschwendet.
5. Fassfärbung & Lickern
Jetzt bekommt das Leder Farbe und Pflege. In großen Fässern wird es gleichmäßig durchgefärbt, sodass Kratzer später nicht sofort auffallen. Diese sogenannte Fassfärbung sorgt für eine tiefe, stabile Farbaufnahme.
Anschließend wird das Leder gefettet, geölt oder gewachst – je nach gewünschtem Endprodukt. So entstehen z. B. Fettleder, die besonders griffig, weich und feuchtigkeitsresistent sind. Die Intensität der Behandlung lässt sich individuell anpassen – je nach Einsatzzweck.


6. Trocknung
Nach dem Lickern kommt das Leder zum Trocknen, meist hängend, damit es glatt bleibt. Dabei wird die restliche Feuchtigkeit entzogen. Wichtig: Der Prozess muss schonend ablaufen, damit das Material nicht brüchig wird.
Durch das Trocknen wird das Leder allerdings etwas steifer, ein normaler Nebeneffekt, der im nächsten Schritt, dem Walken, wieder ausgeglichen wird.
7. Walken & Stollen
Jetzt wird das getrocknete Leder mechanisch bearbeitet, um es wieder geschmeidiger zu machen. Beim Walken kommt es in ein großes Fass mit unterschiedlich langen Stäben – je länger die Stäbe, desto ausgeprägter die Narbenstruktur.
Beim Stollen wird das Leder zwischen Platten sanft „massiert“. So werden die Fasern gedehnt und das Material wird flexibler, anschmiegsamer – einfach schöner in der Haptik.


8. Vakuumtrocknung & Spannrahmen
Nach dem Walken wird das Leder nochmals getrocknet – diesmal kontrollierter. Durch das Vakuumtrocknen oder den Spannrahmen bleibt das Material formstabil und wellt sich nicht.
9. Walzen & Prägung
In diesem letzten Schritt bekommt das Leder seinen Feinschliff:
- Glattes Leder wird ggf. geprägt,
- schlechtes Leder wird hier oft geschliffen, narbenkorrigiert und pigmentiert,
- ein Bindemittel sorgt für eine gleichmäßige Färbung.
Ergebnis: schöne Optik – aber Vorsicht bei zu viel „Make-up“, denn echte Qualität erkennt man an der Natürlichkeit!
Woran erkennt man gutes vs. schlechtes Leder?
Gutes Leder …
- ist vollnarbig und zeigt seine natürliche Struktur
- bleibt formstabil und reißfest
- nimmt Pflegemittel gut auf
- ist atmungsaktiv und langlebig
Schlechtes Leder …
- hat Risse an der Lochung oder Falten an Knickstellen
- wurde oft zu stark geschliffen und pigmentiert
- trocknet schnell aus und ist wenig elastisch
- sieht zwar anfangs gut aus, verliert aber schnell an Qualität
Tipp: Auch wenn eine Haut fast komplett verwertet wird – etwa die dünnere Haut der Beine – heißt das nicht, dass daraus hochwertiges Leder entsteht.
Fazit: Leder mit Charakter braucht Zeit
Leder ist ein echtes Naturprodukt und genau das lieben wir daran. Je naturbelassener, desto hochwertiger. Für uns bei Kavalkade ist klar: Nur pflanzlich gegerbtes, vollnarbiges Leder bietet die Qualität, die Mensch und Tier verdienen.
Im nächsten Teil unserer Reihe schauen wir uns an, welche unterschiedlichen Ledermaterialien auf dem Markt überzeugen und wofür geeignet sind. Du darfst gespannt sein!